Dienstag, Mai 08, 2007

"Der Inhalt Ihres Rechners wurde als Beweismittel mittels den neuen Bundestrojaner sichergestellt"

seit einiger Tagen ist die neueste Trojaner-Mail unterwegs, gestern ist sie auch bei einem Kollegen aufgeschlagen:

Sehr geehrter Internetnutzer,

im Rahmen unserer ständigen automatisierten Überprüfung von sogenannten Tauschbörsen im Internet, wurde folgende IP-Adresse auf unserem System ermittelt.

IP: 127.0.0.1

Der Inhalt Ihres Rechners wurde als Beweismittel mittels den neuen Bundestrojaner sichergestellt.
Es wird umgehend Anzeige gegen Sie erstatten, da sich illegale Software, Filme und/oder Musikdateien auf Ihren System befinden. Durch die Nutzung sogenannter Tauschbörsen, stellen Sie diese auch anderen Nutzern zu Verfügung und verstoßen somit gegen §§ 249ff StGB.

Das vollständige Protokoll Ihrer Online-Durchsuchung finden Sie im Anhang dieser Email.

Die Strafanzeige und die Möglichkeit zur Stellungnahme wird Ihnen in den nächsten Tagen schriftlich zugestellt.

Herbert Klein, Kriminaldirektor, LKA Rheinland-Pfalz
Am Sportfeld 9c, 55124 Mainz
Tel.: 06131 - 970738
Fax: 06131 - 970731
Mobil: 0171 - 7504699
Mail: Hcklein51 [at] aol.com


Wenn der geschockte Empfänger den Anhang öffnet, angeblich ja das Protokoll der Online-Durchsuchung, handelt er sich einen Trojaner ein.

Mal abgesehen von den ganzen Unstimmigkeiten, das LKA würde wohl kaum eine heimliche Durchsuchung zugeben, die aktuell sogar noch illegal ist, ich halte es für unwahrscheinlich, das das LKA Rheinland-Pfalz eMail-Adressen bei AOL hat, und die Polizei wird den Bundestrojaner wohl kaum Bundestrojaner nennen (ich frage mich immer, wie lange die Verfasser über solche Mails nachdenken, wenigstens sind diesmal keine haarsträubenden Rechtschreibfehler dabei) ... es dürfte doch noch genug Leute geben, denen diese Details nicht auffallen und die eher in Panik den Anhang aufmachen.

Ich vermute mal, bei den Bundestrojaner-Verantwortlichen in Berlin hat sich KEINER darüber Gedanken gemacht, das genau solche Mails in Umlauf kommen und den Botnetzen zusätzliche Ressourcen liefern ... und damit indirekt auch dem Terrorismus Vorschub leisten: die meisten Experten sind sich einig, das die Terror-Anschläge des 21. Jahrhunderts nicht mit Briefbomben sondern mit IP-Paketen erfolgen. Jede Terrorismus-Gruppe kann für wenig Geld ein grosses Botnetz mit einigen zehntausend Rechnern anmieten, die "moralische Barriere" der Botnetz-Betreiber ist bekanntlich niedrig.
Erfolgreiche Angriffe von Hackern haben schon mehrfach schwere Störungen ausgelöst. Und ein gezielter Angriff gegen wichtige zentrale Knoten oder die Internet-Infrastruktur könnten das Internet tagelang zusammenbrechen lassen ... die Kosten für die Weltwirtschaft wären enorm.

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